· 

Wenn Armut und Corona zusammenkommen

"Es ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein..." Die Schwestern vom Guten Hirten berichten von ihrer Arbeit

Es ist tropisch heiß, die Luft ist drückend und der Staub liegt auf den Straßen. Ein paar gemauerte Häuser und viele Hütten aus Holzplanken oder Wellblech, manche auf Pfähle im Morast gebaut. Früher standen hier Mangrovenbäume. Es ist die „Isla Trinitaria“, ein Stadtteil im Süden der Millionenstadt Guayaquil. Hier arbeiten die „Schwestern vom Guten Hirten“ und kümmern sich vor allem um die Kinder und Jugendlichen und deren Familien, die hier leben. In dem Haus, in dem während der Schulzeit morgens ein Frühstück und ab nachmittags Hausaufgabenbetreuung und Angebote wie Taekwondo, Musik und Tanz stattfinden, herrscht gähnende Leere. Statt herumspringender quirliger Kinder, hat sich eine lange Schlange von überwiegend Frauen vor der Tür gebildet. Schnell hat sich herumgesprochen, dass Schwester Mónica gekommen ist.

Normalerweise koordiniert die Schwester die Frühstücksausgabe und das Nachmittagsangebot, nun hat sie mit Hilfe von Nachbarn und Freunden Lebensmitteltüten geschnürt. 50 Stück. Sie steht vor einer großen Herausforderung: Wer erhält eine Tüte für seine Familie und wer nicht?

 

Alle, die hier auf der Isla Trinitaria leben, verdienen ihren Unterhalt im sog. Informellen Sektor. Sie sammeln Recyclingmüll, putzen, waschen und kochen in den Häusern der „Reichen“ und verkaufen ihre Waren auf der Straße. All dies ist nun nicht mehr möglich. Schon seit mehreren Wochen herrscht in Ecuador eine Ausgangssperre zwischen 14 Uhr bis 5 Uhr morgens des Folgetags. Der öffentliche Nahverkehr ist auf ein Minimum heruntergefahren und so umgeleitet, dass „systemrelevantes Personal“, vor allem Pfleger und Mediziner, zu ihren Arbeitsplätzen gelangen können. „Quédate en casa“ – „Bleib Zuhause“ ist die Devise, die auch in Ecuador gilt. Doch das ist gar nicht so leicht. „Stellen Sie sich einmal vor…“, sagt Schwester Mónica in einem Telefongespräch mit der Leiterin unserer Geschäftsstelle, „…ja, stellen Sie sich vor, wie es ist, wenn eine sechsköpfige Familie den ganzen Tag zu Hause ist. Sie haben ein Zimmer, mit etwas Glück sind es zwei. Darin steht ein Bett, ein kleiner Tisch, ein paar Plastikstühle und vielleicht ein kleiner Fernseher. Es ist stickig, die Menschen können sich kaum drehen und wenden.“ Ja, es ist unvorstellbar. Die Familien stehen vor dem nichts und so hoffen sie auf eine dieser Tüten mit ein paar Lebensmitteln. „Angesichts so großer Not“, so Schwester Mónica, „ist das, was ich als Schwester vom Guten Hirten tue, ein Tropfen auf den heißen Stein.“

Sie hat fest vor, ab Mai das Schulfrühstück wieder aufzunehmen, egal, ob die Schulen öffnen oder nicht. So haben die Kinder und Jugendlichen mindestens eine nahrhafte Mahlzeit am Tag. Und Anfragen hat sie genug.

 

 

Mit Ihrer Hilfe unterstützen wir die Programme vor Ort - jetzt in der Krise und später beim Wiedereinstieg in das normale Leben.

 

Bitte spenden Sie!

 

Spendenkonto:

Alfons Goppel-Stiftung

DE54 7019 0000 0300 0036 89

GENODEF1M01 Münchner Bank

Stichwort: Hilfe für Ecuador